
Sind wir laborreif?
On 19. Februar 2018 by FlausenkindMit dem Elternsein entdeckte ich meinen neuen Nebenjob: experimentelle Wissenschaftlerin.
Das Versuchsobjekt: Baby.
Der Versuchszeitraum: ungewiss.
Die Hypothesen: unendlich.
Doch zurück zur eigentlichen Forschung. Normalerweise denkt man sich zunächst seine eigenen Theorien aus und testet diese. Man testet, wie das Versuchsobjekt Baby nun länger schlafen, einschlafen oder überhaupt schlafen könnte. Das Versuchsobjekt wird dazu in verschiedenen Situationen genau beobachtet.
Zeiten werden gemessen, die Stimmung wird festgehalten, das Essverhalten und selbstverständlich das Stuhlverhalten. Dazu werden die Umweltfaktoren beobachtet und fest gehalten, wie z.B. Licht, Wetter, Temperatur der Nachbarwohnung, Farbe des Schlafsacks, Länge der Haare des Vaters oder Anzahl sozialer Kontakte des Haustieres im geprüften Intervall. Ein Experiment mit diesen Versuchsobjekten ist immer sehr komplex und erfordert eine sorgfältige Gestaltung der Hypothesen.
Diese Hypothesen werden im zweiten Schritt getestet. Ein bis zwei Wochen Daten sammeln und dann wird das Testintervall ausgewertet. Das Versuchsobjekt wacht nun häufiger auf. Die Hypothese, dass das Baby bei lauter Musik besser schläft, stimmt leider nicht. Oder war etwas Anderes Schuld? Irgendwie haben die Vögel diese Woche so laut gezwitschert. Das hat bestimmt den lauten Bass aus den Musikboxen gestört und das arme Baby irritiert. Also wieder zurück zum Anfang und nächste Hypothese testen.
Man recherchiert Werke anderer Wissenschaftler, die nebenbei Eltern sind, im Internet. Es wird sich mit anderen Wissenschaftlern auf riesigen Elternkongressen getroffen und diskutiert wie ihre Versuchsobjekte auf welche Tests reagieren. Tausende Zuhörer kommen und es wird hitzig diskutiert. Vibrierendes Bett, die getragenen Socken der Mutter übers Bett hängen, mit der hundertjährigen Plazenta der Großmutter kuscheln oder ein Mobilé von grusligen Clowns – es gibt viele Theorien, wie das Baby besser schlafen kann.
So mancher Zuhörer klatscht auch mal überschwänglich, wenn ein Wissenschaftler seinem Versuchsobjekt erfolgreich die Kunst des Schlafens lehren konnte. Wie das in der Forschung so ist, werden die Theorien der anderen Wissenschaftler auch kritisch hinterfragt und jeder bastelt sich seine eigenen Wahrheiten.
Die Live-Vorstellungen mit den Versuchsobjekten funktionieren selbstverständlich nie. Die Babys haben dann immer einen Wachstumsschub.
Also auf in die nächste Runde mit dem neu erworbenen Wissen aus dem Elternkongress. Sollte man die getragenen Socken der Mutter vielleicht doch lieber als Kuscheltuch benutzen? Will das Versuchsobjekt lieber Eierlikör als Schlummertrunk statt Cuba Libre? Hört es lieber Ozzy Osbourne oder Metallica zum Einschlafen? Schläft das Baby besser ein, wenn man es ganz ganz fest drückt wie Elvira von den Loony Toons es tun würde? Sind 10 Bettdecken vielleicht doch zu wenig? Oder stört die Erbse unter der Matratze?
Doch Vorsicht, wenn etwas die Stichprobe verfälscht. Da kommt ein Wachstumsschub dazwischen, der Jahreswechsel, Männerschnupfen, Trumps Präsidentschaftswahl, die Zeitumstellung oder andere Katastrophen und all die Vorbereitungen für dieses Experiment sind umsonst gewesen. Also wieder zurück zum Anfang…
Es gibt so viele Theorien und Hypothesen, die überprüft werden wollen. Es ist ein weiter Weg bis man den Code des eigenen Versuchsobjektes geknackt hat. Ist man soweit, kann man sich glücklich zurück lehnen und im Rosenbad Sekt trinken. Bis zum nächsten Wachstumsschub, Trumps Wiederwahl oder ähnliches, wenn sich die internen Faktoren des Versuchsobjektes wieder geändert haben….
Welche Hypothese war nochmal die Beste? Und wo ist die Liste von Hypothesen und Auswertungen? Hab ich die in die Socken gesteckt oder ans Gruselclownmobilé gehangen? Wieder zurück zum Anfang…
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